Nachruf auf Dr. Dirk-Michael Harmsen für W&F
Dr. Dirk-Michael Harmsen ist am 4. Februar 2023 im Alter von 88 Jahren verstorben. Wir verlieren mit ihm eine wichtige Persönlichkeit der badischen Friedensarbeit und weit darüber hinaus. So hat er bereits 1961 zum Ende seines Physikstudiums bei Carl Friedrich von Weizsäcker mit dessen Einleitung das damals Aufsehen erregende Fischer-Taschenbuch „Kernexplosionen und ihre Wirkungen“ über die in der deutschen Politik und Öffentlichkeit verharmlosten Nukleargefahren herausgegeben. Die Elementarteilchenphysik war dann auch sein Dissertationsthema und Anlass für Forschungstätigkeiten in den USA und am CERN in Genf. 1973 wechselte er in die Innovationsforschung am Fraunhofer-Institut für Systemtechnik in Karlsruhe, bis er sich 1999 schließlich als Internationaler Berater für Forschungs- und Innovationssysteme selbständig machte und bis 2006 tätig war. Er gehörte der badischen Landessynode sowie der EKD-Synode an und engagierte sich dort, aber auch in seiner Heimatstadt Karlsruhe, im Sinne des Konziliaren Prozesses für Frieden, Gerechtigkeit und Schöpfungsbewahrung.
Ich persönlich durfte Dirk Harmsen die letzten 12 Jahre seines Lebens, seit der friedensethische Diskussionsprozess in der badischen Landeskirche seinen Anfang nahm, begleiten. Er hatte das schon ein Jahrzehnt früher von ihm mitgegründete „Forum Friedensethik in der Evangelischen Landeskirche in Baden“ (FFE) aktiv in diesen Prozess eingebracht. Die sonst so beliebte Unterscheidung zwischen Gesinnungsethik und Verantwortungsethik waren bei ihm zwei Seiten eine Medaille: Er hatte eine im christlichen Glauben und in seinen wissenschaftlichen Erkenntnissen begründete pazifistische Gesinnung, die in politisches Handeln umzusetzen für ihn Ausdruck von Verantwortung war. Seine Friedensarbeit im umfassenden Sinne des biblischen Schalom praktizierte er mit einer bewundernswerten Freundlichkeit, Sachlichkeit, Zuverlässigkeit, Ausdauer und Kollegialität. Seine Arbeit spiegelt sich sowohl in den vom ihm publizierten FFE-Rundbriefen, in der Organisation des alljährlichen FFE-Studientags, aber auch in den von ihm in den letzten fünf Jahren mit herausgegebenen Büchern wider. Er gehörte der ökumenischen Projektgruppe an, die im Auftrag der badischen Landessynode das Szenario „Sicherheit neu denken. Von der militärischen zur zivilen Sicherheitspolitik.“ erarbeitende. Ebenso war er Mitglied der daraus hervorgegangenen „Fachgruppe Internationale Polizei“ und präsentierte noch drei Wochen vor seinem Tode das Buch „Weltinnenpolitik und Internationale Polizei“ der Presse und Fachöffentlichkeit. Parallel hierzu war er einer der Initiatoren und Organisatoren des alljährlichen „Kirchlichen Aktionstags gegen Atomwaffen“ in Büchel.
Ich und viele MitstreiterInnen aus der „Initiative Sicherheit neu denken“ sehen in Dirk-M. Harmsen ein ermutigendes Vorbild. Wir haben ihm sehr viel zu verdanken und werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.
Dr. Theodor Ziegler, für den Koordinationskreis „Sicherheit neu denken“