Die Auszeichung würdigt die langjährige Friedensarbeit des Atomphysikers
Eine besondere Ehre wurde am vergangenen Freitag (18. März 2022) Dr. Dirk-Michael Harmsen zuteil. Dem Karlsruher wurde von Baden-Württembergs Staatssekretärin Dr. Ute Leidig das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik überreicht. Harmsen engagiert sich seit Jahrzehnten für Friedenspolitik, nukleare Abrüstung sowie Klima- und Naturschutz.
Im Technischen Rathaus gab es mit Bürgermeisterin Bettina Lisbach eine weitere Laudatorin, die das Wirken des Physikers, der das „Forum Friedensethik“ (FFE) der Evangelischen Landeskirche in Baden mitbegründete, würdigte.“Im Namen der Stadt gratuliere ich ihnen herzlich für ihr herausragendes Engagement für eine friedlichere Welt“, so Lisbach. Gerade der völkerrechtswidrige Angriffskrieg auf die Ukraine zeige, wie komplex und langwierig eine derartige Aufgabe sei. Insbesondere im kirchlichen Bereich sei der Geehrte aktiv – von der Pfarrgemeinde Waldstadt-Nord über den Kirchengemeinderat und die Stadtsynode Karlsruhe bis zum FFE. „Hervorheben möchte ich auch ihr Engagement im Friedensbündnis und im Bündnis gegen neue Generationen von Atomreaktoren“, so Lisbach.
Bewahrung der Schöpfung als Herzensanliegen
Leidig, die im Namen des Bundespräsidenten die Ehrung vornahm, sprach von einem außergewöhnlichen Engagement. „Die Bewahrung der Schöpfung steht bei Ihnen im Fokus. Als Kernphysiker ist Ihnen die reale Gefahr einer atomaren Bedrohung stets bewusst“. Sie würdigte unter anderem den mehr als 30-jährigen Einsatz Harmsens in der Friedens- und Konfliktforschung. „Wir brauchen Menschen wie sie. Ihr Wirken verdient höchste Anerkennung“. Der Geehrte zeigte sich ob des vielen Lobs „fast ein wenig sprachlos“. Er dankte Familie und Mitstreitern und erinnerte an den Scheinriesen Herrn Tur Tur aus „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“. Harmsen: „Es lohnt sich immer genauer hinzuschauen“.
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Grußwort der Bürgermeisterin Bettina Lisbach
Sehr geehrter Herr Dr. Harmsen, liebe Familie,
ich begrüße herzlich Staatssekretärin und Landtagsabgeordnete Dr. Ute Leidig. Sie wird im Anschluss zu uns sprechen und die Auszeichnung übergeben.
Aus dem Landtag Baden-Württemberg begrüße ich außerdem Frau Alena Trauschel und aus dem Gemeinderat Herrn Stadtrat Dr. Clemens Cremer. Ein herzliches Willkommen an Sie alle, liebe Gäste!
Lieber Herr Harmsen, seit Jahrzehnten engagieren Sie sich in zentralen gesellschaftspolitischen Bereichen in der Friedenspolitik, für nukleare Abrüstung, für Klima- und Naturschutz und für vieles andere mehr.
In Anerkennung Ihrer Verdienste hat Ihnen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Es wird Ihnen heute durch Frau Staatssekretärin Dr. Ute Leidig ausgehändigt.
Wir freuen uns alle sehr, dass Ihr Wirken mit dieser Auszeichnung gewürdigt wird. Unser Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup wäre heute sehr gerne selbst gekommen. Er ist aber leider verhindert und hat mich gebeten, ihn heute zu vertreten, was ich sehr gerne zugesagt habe.
Lieber Herr Harmsen, ich gratuliere Ihnen herzlich zu dieser besonderen Auszeichnung. Ich sage das auch stellvertretend für viele Bürgerinnen und Bürger in Karlsruhe, für den Gemeinderat und für die Karlsruher Stadtverwaltung
Bevor Dr. Ute Leidig Sie gleich umfassend würdigen wird, will ich aus Sicht der Stadt noch einige kurze Einblicke in Ihr Wirken geben.
Da steht an erster Stelle Ihr herausragendes Engagement für eine friedliche Welt. Frieden – auch in Europa – ist keine Selbstverständlichkeit. Das erleben wir ganz aktuell, in einer schrecklichen Dimension, die die meisten von uns hier in Europa kaum mehr für möglich gehaltenen hätten.
Der Krieg in der Ukraine zeigt uns einmal mehr, dass Frieden zu schaffen eine sehr komplexe, langwierige Aufgabe ist, eine Aufgabe, die Weitblick und Umsicht erfordert – und guten Willen auf allen Seiten. Umso mehr braucht es Menschen wie Sie, die konsequent für Frieden eintreten, die sich langfristig für Deeskalation und internationale Abrüstungsverträge einsetzen.
In Ihrem Wirken spielt die Abschaffung von Nuklearwaffen eine zentrale Rolle. Immer wieder weisen Sie auf die fatalen Folgen eines Einsatzes von Atomwaffen hin – ein Schreckensszenario, das wir fast schon aus unserem Denken verbannt hatten, das aber durch die aktuellen Ereignisse in unserer Vorstellung wieder hellwach gerufen ist.
Schon in Ihrer Studienzeit wurden Sie, lieber Herr Harmsen, hier politisch aktiv. Sie setzten sich mit Mitstreitenden gegen die Verharmlosung von Atomwaffen ein. Und Sie engagieren sich seither in vielfältiger Form, so unter anderem in der Friedens- und Konfliktforschung der Evangelischen Landeskirche in Baden.
Seit über drei Jahrzehnten waren und sind Sie in Karlsruhe im kirchlichen Bereich aktiv: In der Pfarrgemeinde Karlsruhe Waldstadt-Nord, im Kirchengemeinderat Karlsruhe, im Verein Notgroschen der Evangelischen Emmaus-Gemeinde Karlsruhe, wie auch in der Bezirkssynode Karlsruhe und Durlach, der heutigen Stadtsynode Karlsruhe.
Sie haben das Forum Friedensethik der Landeskirche mitgegründet, in dem Sie auch heute noch aktiv mitarbeiten. In verschiedenen Projektarbeiten zeigen Sie dort auf, wie der Wandel von der militärischen zu einer zivilen Sicherheitspolitik aussehen kann. Ihre Expertise und Ihre Fachbeiträge sind wegweisend und finden weitreichend Beachtung.
Hervorheben möchte ich auch Ihr Engagement im Friedensbündnis Karlsruhe und im Karlsruher Bündnis gegen eine neue Generation von Atomreaktoren. Ihr Einsatz für ein friedvolles Miteinander ohne Atomwaffen ist essentiell. Und er ist vorbildlich für die gesamte Stadtgesellschaft.
Zwar denken wir beim Thema Frieden zunächst an uns Menschen. Aber auch ein friedvoller Umgang mit der Natur ist wichtig und Fokus Ihres Engagements – ob als kirchlicher Umweltauditor, als Mitglied im Karlsruher Klimaschutzbeirat oder auch in verschiedenen zivilgesellschaftlich organisierten Gruppen.
Im Karlsruher Klimaschutzbeirat begleiten Sie unsere städtischen Klimaschutzaktivitäten konstruktiv, aber auch kritisch und immer in Verbindung mit großer Sachlichkeit und Fachlichkeit.
Hervorheben will ich auch Ihren Einsatz gegen das Kohlekraftwerk im Rheinhafen sowie Ihr Engagement bei den Hardtwaldfreunden. Seit vielen Jahren setzen Sie sich für einen unzerschnittenen Hardtwald und gegen die Realisierung großer Verkehrstrassen ein. Auch das macht Sie zu einem unverzichtbaren Akteur im Natur- und Klimaschutz hier bei uns vor Ort.
Lieber Herr Harmsen, ich danke Ihnen sehr für Ihr umfassendes Wirken zugunsten von Frieden, zum Schutz unserer Natur und Umwelt und unseres Klimas. Mit Ihrer unermüdlichen Tatkraft sind Sie ein beeindruckendes Vorbild für unsere Gesellschaft.
Ich freue mich sehr über Ihre Ehrung, über die besondere Würdigung Ihres Engagements. Und ich wünsche Ihnen alles Gute für Ihr weiteres Wirken, aber natürlich auch für Ihr persönliches Wohlergehen!
Herzlichen Dank!