Erinnerungen an eigene Arbeiten im Bereich Friedens- und Konfliktforschung

Dirk-Michael Harmsen

Auszug aus einem Vortrag von Dr. Dirk-M. Harmsen am 27.04.2016
Leitungskreis Forum Friedensethik (FFE) in der Evangelischen Landeskirche in Baden

Im Sommer 1953 begann ich in Hamburg mein Leben als Student. Eigentlich wollte ich Chemie studieren, doch dafür bekam ich keine Zulassung wegen einer damals unzureichenden Anzahl vorhandener Laborplätze. Man riet mir, ich solle mich zunächst für Mathematik immatrikulieren. Später könne ich mich umschreiben lassen. Im Grundstudium der ersten Semester würden alle naturwissenschaftlich interessierten Studierenden sowieso in denselben Vorlesungen sitzen und lernen. So geschah es. Zum Wintersemester 1953 erhielt ich dann die Neuzulassung für Physik. Für die Zulassung zum Chemie-Studium hätte ich noch einige Semester warten müssen.

Mein politisches Interesse war erwacht, so ließ ich mich im Sommersemester 1954 in den Allgemeinen Studentenausschuss (AStA) wählen, wo ich das Amt des Gesamtdeutschen Referenten übernahm. Eine der ersten Aktivitäten in diesem Amt war die Organisation einer Fahrt mit Studierenden nach Ost-Berlin zum „2. Deutschlandtreffen der Jugend“ [1] vom 5. -7. Juni 1954, das von der Freien Deutschen Jugend (FDJ) in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) organisiert wurde. [2] Hauptziel des Besuchs war eine Diskussion in der Humboldt-Universität über den Marxismus-Leninismus. Weiteres Highlight im Amt des Gesamtdeutschen Referenten des AStAs war die Organisation einer studentischen Diskussionsveranstaltung mit Herbert Wehner [3], dem in Hamburg seit 1946 wohnenden führenden Mitglied der Sozialdemokratischen Partei (SPD) über dessen politischen Werdegang. (Wehner war 1927 der Kommunistischen Partei Deutschland (KPD) beigetreten, aus der er – nach seinem Exil in Moskau (1937-1941) und  Schweden (1941-1945) – durch das Politbüro der KPD unter Leitung  Wilhelm Piecks während seiner Gefangenschaft in Schweden aus der KPD ausgeschlossen wurde).

Auf einer Pressekonferenz am 5. April 1957, nachdem die Überlegungen der NATO zur nuklearen Teilhabe Deutschlands bekannt geworden waren [4], offenbarte Adenauer seine Haltung zur Atomwaffenfrage: „Unterscheiden Sie doch die taktischen und die großen atomaren Waffen. Die taktischen Waffen sind nichts weiter als eine Weiterentwicklung der Artillerie.[5] Daraufhin entwickelte sich öffentlicher Protest mittels der Kampagne Kampf dem Atomtod [6], die sich als außerparlamentarische Widerstandsbewegung gegen die Ausrüstung der Bundeswehr mit Atomwaffen und deren Stationierung auf deutschen Boden organisierte.

Kurz nach dieser Pressekonferenz haben 18 führende deutsche Atomwissenschaftler unter Federführung von Otto Hahn und Carl Friedrich von Weizsäcker am 12. April 1957 die „Göttinger Erklärung“ veröffentlicht, die auf die Zerstörungskraft dieser Waffen hinwies und vor den militärischen und politischen Folgen der Atombewaffnung warnte. [7]

Im März 1958 fand eine mehrtägige Debatte im Deutschen Bundestag statt, die im Rundfunk übertragen wurde und die ich mir – wie viele andere auch – streckenweise anhören konnte. Es ging um die Ausrüstung bzw. den Zugang der Bundeswehr zu taktischen Atomwaffen. Ich hatte den Eindruck, dass viele der Argumente, die vorgetragen wurden, sachlich nicht stimmten. Ich wollte herausfinden, was man zu jenem Zeitpunkt über die Wirkungen von Kernwaffen wissen konnte. So gründete ich eine studentische Arbeitsgruppe mit neun Gleichgesinnten. Wir waren alle fortgeschritten in unserem Studium, ich selbst saß bereits an meiner experimentellen kernphysikalischen Diplomarbeit. Wir teilten die Arbeit in 11 Kapitel ein (Physikalische Grundlagen; Die grundlegenden Erscheinungen bei verschiedenen Typen von Kernexplosionen; Druckphänomene bei Kernexplosionen und ihre Auswirkungen; Die Wirkung der thermischen Strahlung; Die Initialstrahlung; Die Entstehung und Verbreitung radioaktiven Staubes; Toleranzdosen; Die Gefährdung durch den radioaktiven Fallout in Deutschland; Biologische Auswirkungen radioaktiver Strahlung; Ziviler Bevölkerungsschutz im Atomzeitalter; Die technische Möglichkeit eines kontrollierten Verbots der Kernwaffenversuche). Ich hatte die Gesamtkoordination der Arbeit übernommen.

Zur selben Zeit besuchte ich Vorlesungen von Carl Friederich von Weizsäcker, der 1957 auf den Lehrstuhl für Philosophie der Universität Hamburg berufen worden war (Geschichte der Kosmogonie (WS 1957/58); Quantentheorie und Logik (SS 1958); Logik (WS 1958/59 und SS 1959). Nach einer der Vorlesungen sprach ich ihn an und berichtete ihm von unserem Projekt, das nahezu abgeschlossen sei, und fragte ihn, ob er uns helfen könne, einen Verleger für unser Manuskript zu finden. Er sagte das zu unter der Bedingung, dass das Manuskript „Hand und Fuß“ habe. Er ließ das Manuskript von verschiedenen Experten begutachten und teilte uns dann mit, dass er den Verleger der Fischer Bücherei angesprochen habe, der bereit sei, das Manuskript zu veröffentlichen. Er selbst, Weizsäcker, wolle eine Einleitung dazu schreiben.

Im April 1961 erschien unser Buch mit dem Titel „Kernexplosionen und ihre Wirkungen“ und der Einleitung Carl Friedrich von Weizsäcker als Band 386 in der Fischer Bücherei. [8]

Einige Zeitungen (z.B. die Hamburger Morgenpost) und Zeitschriften (Stern) veröffentlichten Auszüge aus unserem Buch. Nachdem am 14. November 1961 Hermann Höcherl (CSU) zum Bundesinnenminister ernannt worden war, beschloss er nach nur 4 Tagen im Amt eine neue Prioritätenliste für sein Handeln: an erster Stelle stand der Zivile Bevölkerungsschutz, an zweiter Stelle die Notstandsgesetzgebung. [9] Bald danach wurde die erste Zivilschutzfibel kostenlos an die westdeutsche Bevölkerung verteilt. Das war Anlass genug für die Kabarettisten der „Münchner Lach- und Schießgesellschaft“, ihr 9. Programm im Jahr 1962 unter das Motto „Überleben Sie mal!“ zu stellen. In der Eröffnungsnummer des Ensembles wurden die Aussagen der Zivilschutzfibel des Innenministeriums den Aussagen des Buches „Kernexplosionen und ihre Wirkungen“ gegenübergestellt. Da blieb den Zuschauern das Lachen im Munde stecken. Viele ältere Zeitgenossen werden sich noch daran erinnern, dass das Innenministerium in der Zivilschutzfibel allen Ernstes der Bevölkerung vorschlug, bei einer Atomexplosion, die einen im Freien erwischt, sich schnell auf den Bauch zu legen und eine Aktentasche oder eine Zeitung über den Kopf zu halten. In der Wohnung sollte man unter einen Tisch kriechen.

Nach dem Abschluss von „A wie Atomwaffen“ im Jahr 1961 dachte ich an eine Trilogie, nämlich die Herausgabe weiterer Informationsschriften: „B wie Biologische Waffen“ und „C wie Chemische Waffen“. Ich sammelte bereits entsprechende Informationen. Inzwischen war ich Mitglied der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler (VDW) geworden.

Doch es herrschten unruhige politische Zeiten. Es gab Anklagen des Landesverrats auf der Grundlage der sogenannten „Mosaiktheorie“, wonach die Zusammenstellung und Weitergabe längst bekannter Tatsachen Geheimnisverrat sein kann. [10] Das VDW-Mitglied Werner Maihofer, seinerzeit ordentlicher Professor für Rechts- und Sozialphilosophie, Strafrecht und Strafprozessrecht in Saarbrücken, riet mir von meinem Vorhaben ab, so lange die Frage nicht geklärt sei, ob die „Mosaiktheorie“ im Strafrecht weiterhin Bestand habe oder nicht. So ließ ich diese Projekte fallen und widmete mich intensiver meiner Promotion im Bereich der Elementarteilchenphysik.

Günter Howe [11], ebenfalls Mitglied der VDW, wusste von meinen Plänen und fragte mich, ob ich bereit sei, für das Evangelische Staatslexikon, das in Vorbereitung war, das kurze Stichwort „ABC-Waffen. I. Begriff und Arten“ zu verfassen. Ich sagte zu. Das Evangelische Staatslexikon erschien 1966 im Kreuz-Verlag, Stuttgart.

Erst gegen Ende der 1980er Jahre arbeitete ich wieder aktiver im Bereich der Friedens- und Konfliktforschung, und zwar im Rahmen meiner Mitgliedschaft in der Evangelischen Landeskirche in Baden.

Literaturauswahl:

Harmsen, D.-M. (1990), „Verwundbarkeit von Industriegesellschaften über IuK-abhängige Banken und Handelsbetriebe“, in: Knies, G. Gonnermann, B. und Schmidt-Eenboom, E. (Hrsg.), Betriebsbedingung Frieden. Herausforderungen der Hochtechnologie-Zivilisation für eine nachmilitärische Ära, Berlin: Brandenburgisches Verlagshaus, S. 113-122, ISBN 3-327-01070-6.

Harmsen, D.-M.; Weiß, G.; Georgieff, P. (1991) „Automation im Geldverkehr – Wirtschaftliche und soziale Auswirkungen“, Band 27 der Reihe Sozialverträgliche Technikgestaltung, Opladen, Westdeutscher Verlag,1991, 321 S. ISBN 3-531-12316-5.

Harmsen, Dirk-Michael; Schoen, Christian; Kolo, Castulus (2002) „Setting-up of a Technology Foresight Process“, in: Mertins, Kai (ed.): Innovation in Indonesia. Assessment of the National Innovation System and Approaches for Improvement, Stuttgart, Fraunhofer IRB Verlag, S. 26 – 43, ISBN 3-8167-6229-8.

Becker, Ralf; Maaß, Stefan; Schneider-Harpprecht, Christoph (Hrsg.) (2018): „Sicherheit neu denken. Von der militärischen zur zivilen Sicherheitspolitik – Ein Szenario bis zum Jahr 2040“, Karlsruhe, Evangelische Landeskirche in Baden, ISBN 978-3-8079-9992-0. (Mitautor der Kap. 4: Trendszenario „Schleichende Militarisierung“, Kap. 5 Negativszenario „Nahe am Abgrund“ und des Anhangs „Rückblicke als Grundlage für die Szenarien-Entwicklung“).

Literatur und Quellen

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Deutschlandtreffen_der_Jugend (geprüft 24.04.16).

[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Freie_Deutsche_Jugend (geprüft 24.04.16).

[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Herbert_Wehner (geprüft 24.04.16).

[4] Heute wissen wir recht genau, welche Gespräche und Verhandlungen in den 1950er Jahren mit Blick auf eine atomare Bewaffnung der Bundeswehr stattgefunden haben. Hier ein stichwortartiger Rückblick auf wichtige Daten bis zum April 1957:

  • Oktober 1954: Unterzeichnung der Pariser Verträge, die am 27. Februar 1955 durch den Deutschen Bundestag ratifiziert wurden und am 5. Mai 1955 in Kraft traten, (ein Vertragspaket, mit dem das Besatzungsstatut für die Bundesrepublik Deutschland beendet und deren Beitritt zur NATO und zur Westeuropäischen Union (WEU) vertraglich vereinbart wurde). Deutschland sicherte zu, keine Atomwaffen zu
    produzieren.
  • November 1955: Gründung der Bundeswehr
  • Juli 1956: Artikel in der New York Times: „Radford Seeking 800 000 Men Cut“. Admiral Radford, der Chef der Vereinten US-Stäbe, arbeitete also an Plänen, Europa aus Kostengründen von amerikanischen Truppen praktisch zu entblößen statt dessen sollten im Falle eines Angriffs die sowjetischen Truppen unter konzentriertes atomares Feuer genommen werden das wäre billiger. Also eine Art Verteidigung qua nuklearer Einäscherung. Adenauers Urvertrauen in die USA geriet ins Wanken.
  • Im September 1956 erklärte Adenauer in einer Sitzung des CDU-Bundesvorstandes, es sei „unerträglich, wenn zwei große Staaten in der Welt allein im Besitz von nuklearen Waffen sind und damit das Schicksal der Völker dieser Erde in der Hand haben“.
  • Adenauer ernennt am 16. Oktober 1956 den bayerischen Politiker Franz-Josef Strauß, bis dahin Atomminister, zum neuen Bundesminister der Verteidigung. Strauß wurde bald zum Inbegriff ungezügelten deutschen Dranges nach Atomwaffen, obwohl die treibende Kraft im Verborgenen Bundeskanzler Adenauer war.
  • In der Kabinettssitzung am 19. Dezember 1956 zitierte Adenauer Meldungen, wonach sich der amerikanische Kongress den Einsatz von Atomwaffen vorbehalte – in seinen Augen ein untrügliches Zeichen, dass man sich auf die Amerikaner im Ernstfall nicht verlassen könne. „Es müsse also gefordert werden“, so wird der Kanzler im Protokoll zitiert, „die Aufstellung der Bundeswehr beschleunigt durchzuführen, eine Zusammenfassung Europas voranzutreiben und nukleare Waffen in der BRD herzustellen.“
  • Bei einem Treffen in Adenauers Privathaus am 16. November 1957 machte der Staatssekretär im französischen Außenministerium Maurice Faure Adenauer ein verlockendes Angebot: Deutschland und Frankreich könnten zusammen mit Italien, das auch schon sein Interesse bekundet hätte, Atomwaffen entwickeln und produzieren – natürlich unter strikter Geheimhaltung. Eine Woche später unterzeichneten die drei Verteidigungsminister Franz Josef Strauß, Paolo Taviani und Jacques Chaban-Delmas ein entsprechendes Geheimprotokoll zur gemeinsamen Entwicklung und Produktion von atomaren Trägersystemen und Waffen.
  • Parallel zu den geheimen Gesprächen mit Frankreich und Italien verhandelte Adenauer ganz offiziell mit den USA über eine atomare Bewaffnung der Bundeswehr. Hintergrund waren Überlegungen innerhalb der Nato, wonach zur effektiveren Verteidigung in Deutschland Depots von amerikanischen Atomsprengköpfen stationiert werden sollten. Der Plan sah vor, dass die USA die Sprengköpfe stellen und kontrollieren und Deutschland die Trägersysteme liefert. Den USA ging es vor allem darum, die Deutschen stärker in die nukleare Verteidigungsstrategie der NATO einzubinden – ohne ihnen die Kernwaffen direkt zu überlassen. Wieder spielten die Kosten eine Rolle. Lieferte Deutschland die Trägersysteme, würde der Verteidigungshaushalt der Amerikaner spürbar entlastet. Als „nukleare Teilhabe“ Deutschlands ging dieses Konzept in die Geschichte ein. Weil Adenauer eine Teilhabe aber nicht reichte, fädelte er zusätzlich das Geschäft mit den Franzosen ein – und spielte damit letztlich ein doppeltes Spiel. Vgl.auch http://www.spiegel.de/einestages/deutsche-aufruestung-a-947286.html (geprüft 24.04.16).

[5] http://www.zeit.de/1996/31/Adenauers_Griff_nach_der_Atombombe/komplettansicht (geprüft 24.04.16).

[6] https://de.wikipedia.org/wiki/Kampf_dem_Atomtod; https://www.zeitgeschichtehamburg.de/index.php/publikation-hamburger-zeitspuren/items/kampf-dem-atomtod-die-protestbewegung-195758-in-zeithistorischer-und-gegenwaertiger-perspektive.html (geprüft 24.04.16).

[7] https://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%B6ttinger_Achtzehn (geprüft 24.04.16).

[8] Prof. Dr. Götz Neuneck, stellv. Wiss. Direktor des Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg (IFSH) nutzt das Buch noch heute im Rahmen seiner Vorlesungen im Masterstudiengang „Peace and Security Studies“ (private Mitteilung).

[9] „Notstand. Höcherls Geheimnisse“, Spiegel 28/1962, S. 31. www.spiegel.de/spiegel/print/d-45140784.html (geprüft 24.04.16).

[10] Zitat aus dem Artikel „Recht/Landesverrat. Der Abgrund“, Der Spiegel 1/1963, S. 20-34:
„Der Bundesgerichtshof und die seiner Rechtsprechung folgenden Politischen Senate der Oberlandesgerichte bekannten sich nicht nur zum „relativen Staatsgeheimnis“ des alten Reichsgerichts, sondern übernahmen auch dessen merkwürdige „Mosaik-Theorie“, wonach die Zusammenstellung und Weitergabe längst bekannter Tatsachen Geheimnisverrat sein kann:
– Auch solche Tatsachen sind, als geheim anzusehen, die zwar der fremden Nachrichtenstelle bereits bekannt sind, jedoch noch einer Bestätigung oder – wie bei Nachrichtendiensten unerlässlich – einer laufenden Überprüfung bedürfen (Kammergericht, 21. Juli 1955).
– Für sich gesehen mögen die Einzelheiten jedermann leicht zugänglich sein; die militärisch wesentliche Zusammenfassung ist es nicht. Dass das Staatsgeheimnis auf diese Weise aufgrund von Einzelerkundungen gleichsam erst geschaffen wird und die Möglichkeit einer solchen Zusammenfassung an sich ohne Überwindung besonderer Hindernisse besteht, schließt die Anwendung des Paragrafen 99 StGB nicht aus (BGH, 27. Januar 1955).
Diese „Mosaik-Theorie“ hat allenfalls dann einen Sinn, wenn sie dazu dienen soll, einen Agenten zu packen, der sein Land verraten wollte.
Unabhängig aber von den Vermächtnissen des Reichsgerichts setzte der Geheimnisschutz im Kalten Krieg auch noch Jahr um Jahr neue Ringe an:
– Die Bereitschaft einer Person, die Kenntnis von geheimen und geheimhaltungsbedürftigen Tatsachen hat, zur Preisgabe ihres Wissens an einen Unbefugten ist ein Staatsgeheimnis (BGH, 22. Oktober 1954).
– Namen und Tätigkeit geheimer Vertrauensleute der politischen Polizei stellen ebenso wie die der V-Leute der Verfassungsschutzämter Staatsgeheimnisse dar (OLG Hamm, 22. Dezember 1956).
– Die Absichten einer politischen Partei der Bundesrepublik, ihre, Einstellung zu außenpolitischen Fragen und die allgemeine Stimmung in einer Partei können unter Berücksichtigung der politischen Lage geheimhaltungsbedürftig sein (OLG Karlsruhe, 5. Februar 1957).
– Die Tatsache, dass der Bundesgrenzschutz – nicht nur nach den Behauptungen der Bundesregierung – nicht mit schwereren Waffen als mit leichten Maschinengewehren ausgerüstet ist, sowie der genaue Personalbestand einer Hundertschaft, sind geheimhaltungsbedürftig (Bayrisches ObLG. 21. September 1958). So war es dahin gekommen, dass sich dem Landesverratsvorwurf aussetzte, wer bezüglich der Bewaffnung des Bundesgrenzschutzes die Behauptungen der Bundesregierung wiederholte, und dass rein innenpolitische Fragen, wie die Stimmung in einer Partei, zum Staatsgeheimnis deklariert wurden.“
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-45141923.html (geprüft 25.04.16).

[11] „Gedenken an Günter Howe. Ein Mittler zwischen Ideologie und Naturwissenschaft“, von Carl Friedrich von Weizsäcker, Zeit Online, 8. November 1968, 7:00 Uhr. http://www.zeit.de/1968/45/gedenken-an-guenterhowe/komplettansicht (geprüft 25.04.16).

Quelle: VDW Webseite